Meine Abiturientenzeit lag mitten in der alten westdeutschen Bundesrepublik, die digitale Revolution war in meiner Sphäre jedenfalls noch nicht einmal ahnbar, vieles, was so selbstverständlich und unentbehrlich geworden ist wie Leitungswasser, war so inexistent, dass es nicht einmal vermisst worden wäre. 

 

Martin Mosebach nimmt seine Abiturrede 2013 zum Anlass einer Hommage an seinen alten Deutschlehrer, der aus Böhmen stammte und für ihn die ehrwürdige Multikulturalität der Donaumonarchie verkörperte. Ein Mann, dessen Prinzip es war, seine Schüler eher der Überforderung als der Unterforderung auszusetzen. Ein Außenseiter mit einer natürlichen Autorität, die – und das mitten in der 68er Revolte – niemand ernsthaft infrage stellte. Wie würde ein solches Unikum, das damals den Lehrplan der Oberstufe über den Haufen warf zugunsten einer zweijährigen Wort-für-Wort-Lektüre von Goethes »Faust I und II«, auf die heutige Schülergeneration des Digitalzeitalters reagieren, deren Wunschberufe vielleicht nicht erreichbar sind oder am Ende ihrer Ausbildung gar nicht mehr existieren?

 

 

ISBN 978-3-941657-85-4
58 Seiten, franz. Broschur
9,00 € 

 

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