Expressionismus – Eine Epoche und die Saarregion
»Ich will und muss bald weg von hier, für (hoffentlich) immer, ich möchte wieder die Landschaft wechseln, – es ist schon zum Kotzen! Ich werde jetzt zum nächsten Tonkünstlerfest einreichen, einfach um meinen grössten Bedürfnissen nachgeben zu können, – das Reisen und damit in die weite Welt zu kommen, zu atmen! [...] Überall stinkt es alldeutsch! Also heraus und weit weg!« (Erwin Schulhoff)
Expressionismus und Saarregion – ein bislang kaum bekannter Zusammenhang. Doch es gab sie: Autoren, die aus der Saarregion stammen oder zeitweise dort lebten und die in bedeutenden Verlagen und Zeitschriften des Expressionismus veröffentlichten.
Etwa die Vettern Richard Maximilian und Fritz Max Cahén aus Saarlouis, Juden, die nach 1933 aus Deutschland fliehen mussten. Oder der in Neunkirchen geborene, später als Schauspieler bekannt gewordene Walter Rilla, der 1919/1920 die Zeitschrift »Die Erde« herausgab. Und Hans Koch, ein enger Freund der Autoren Otto Flake und Ernst Stadler, geboren in St. Avold (Reichsland Lothringen). Oder Heinrich Schaefer, im elsässischen Zabern in der Nähe des Oberlaufs der Saar geboren, der neben Erzählungen einen umfangreichen expressionistischen Roman verfasste. Ihm widmete »Die Aktion«, eine der wichtigsten Zeitschriften des Expressionismus, eine komplette Ausgabe.
Einige Autoren des Expressionismus verschlug schließlich der Erste Weltkrieg in die Region: Alfred Döblin, Carlo Mierendorff und Alfred Lichtenstein. Andere wohnten in den frühen 20er Jahren eine Zeitlang in Saarbrücken: Johannes Theodor Kuhlemann und Karl Willy Straub. Wie auch zwei expressionistische Künstler: der Bildhauer Christoph Voll und der Komponist Erwin Schulhoff, der Gedichte Kuhlemanns vertonte.