Der englische Romantiker John Keats prägte den Begriff der ›negative capability‹, der, so könnte man es übersetzen, ›negativen Befähigung‹, als eine Grundtugend des Dichters, aber nicht nur des Dichters, und das heißt: zu akzeptieren, das nicht alles mit Eindeutigkeit zu einem gedanklichen Ende geführt werden kann oder sollte. Es heißt: Sich den Zweifel erhalten und die Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Möglichkeiten, sich in der Unsicherheit einzurichten. 

 

Jan Wagner richtet in der Abiturrede 2016 einen dringenden Appell an die jungen Menschen am Ende ihrer schulischen Laufbahn: das Nichtstun, das Tagträumen, das närrische Funkeln in den Augen zu bewahren. In einer Welt, die ernster als je Zeit als Geld begreift und das permanent Gestaltende, Aktive von ihrer Jugend fordert, votiert Wagner für die stundenlange Beschäftigung mit einem Gartenteich, für das Herbeiträumen eines eigenen Königreiches und den Esel als Wappentier. Argumentativ unterfüttert der Lyriker seinen Aufruf nicht mit Studien und Erhebungen, sondern mit Dichtung und Anekdoten seines eigenen wie auch des Lebens berühmter Persönlichkeiten.

 

 

ISBN 978-3-95602-088-9
88 Seiten, franz. Broschur
9,00 €
 

 


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